verstecke_n
mit Ade Schinauer
Eine barrierefreie Fuß- und Radwegbrücke* mit Bänken zum Verweilen verbindet die Kasseler Unterneustadt mit der Stadtmitte. Eingewoben ins Brückengeländer erzählen 18 Satzfetzen bruchstückhaft vom Erleben und Umgang mit versteckter BeHinderung. Die Schrift hat die Farbe von hellen Eierschalen.
* Im Jahr 2000 wurde sie als Karl-Branner-Brücke eingeweiht. Branner war zunächst NSDAP-Mitglied und später Kasseler Bürgermeister für die SPD. 2013 sprachen sich Stadtmitte und Unterneustadt für eine Umbenennung der Brücke aus, wegen Branners NS-Verstrickungen. Das Magistrat der Stadt ergänzte die Brücke stattdessen um eine Erinnerungstafel mit Aussagen zu Branners Lebenslauf. Im Juni 2019 wurde die Tafel abgehängt, weil Historiker*innen mit juristischen Schritten ob der Aussagen auf der Tafel drohten. Außerdem wurde wieder über eine Umbennenung der Brücke diskutiert. Seit Juni 2021 heißt sie Walter-Lübcke-Brücke. Der weiße CDU-Politiker Lübcke wurde am 1. Juni 2019 in Wolfhagen von einem Rechtsextremen getötet. Der Täter ist in Haft. Halit Yozgat wurde am 6. April 2006 in der Kasseler Nordstadt vom NSU getötet. Der Anschlag ist bis heute nicht vollständig aufgeklärt. Halits Familie schlug vor, die Straße in der er geboren und ermordet wurde, Halitstraße zu nennen. Stattdessen heißt seit dem 1. Oktober 2012 ein zuvor namenloser Platz entlang jener Straße Halitplatz.